2009 - Intrigenspiel
auch bekannt als „Die Lästerschule"
Lustspiel von Richard Brinsley Sheridan
Frei bearbeitet von Wolfgang Hildesheimer
Inszenierung: Walter Menzlaw
Die englische Komödie "The School for Scandal" wurde zwar schon am 8. Mai 1777 im Theatre Royal Drury Lane uraufgeführt.
Trotzdem passt das Stück auch hervorragend in unsere Moderne.
Zwar gab es im 18. Jahrhundert noch keine Handys und andere Massenkommunikationsmittel, dennoch wurde mit der Streuung von Gerüchten, bewusster Desinformation und mit Hilfe von Tratsch und Klatsch Politik gemacht.
Das Stück zeigt uns, dass es auch damals schon darum ging, im jeweiligen gesellschaftlichen Ranking möglichst weit oben zu stehen und zwar nicht durch eigene Leistung sondern mit Hilfe geschickter Meinungsmanipulation.
Besetzung:
Sir Peter Blossom - Wilfried Weiser
Lady Blossom, seine Frau - Nadine Benner
Maria, Sir Olivers Nichte und Mündel - Laura Kaiser
Sir Oliver Flynn - Alfred Stengel
Joseph Flynn - Stefan Wagner
und Charles Flynn - Brüder, Sir Olivers Neffen und Mündel - Thomas Deutsch
Jack, ein Freund des Charles Flynn - Willi Prokop
Russel, ein altes Familienfaktotum der Flynns - Michael Scherrer
Lady Hunter - Christine Ehmer
Lady Maxwell - Heidi Moor-Blank
Sir Benjamin Dogberry - Peter Gutzler
Lady Hopper, Sir Benjamins Tante - Hilde Hardegger
Natter, ein ambulanter Sekretär - Joachim Graf
Slick, Pfandleiher und Makler - Peter Gutzler
Mitwirkende:
Inszenierung: Walter Menzlaw
Regieassistenz: Laura Kaiser, Sabine Pfirrmann
Kostüme: Christa Dreher, Susanne Grass, Jannek Grass, Elfriede Hardziewski, Elvira Kaufmann (Konzept), Sabine Löhr
Maske und Frisuren: Heidi Schmid, Susanne Blank, Annel Schumann
Bühnenbild: Dieter Braun, Johannes Chmielus, Hermann Martin, Klaus Martin, Jörg Spitzl
Licht und Ton: Michael Gib, Jean Hardegger, Christoph Löffel, Michael Scherrer, Tiziana Scherrer
Fotos: Michael Strubel, Stefan Wagner
Plakat, Flyer: Hermann Martin, Fritz Scharping
Programmheft: Christine Ehmer, Heidi Moor-Blank
Walter Menzlaw
Gründungsmitglied des Chawwerusch Theaters in Herxheim. Dort seit 1984 Regisseur und Autor von über 50 Theaterstücken und Theaterprojekten. Zusammenarbeit mit verschiedenen Bühnen und Gruppen, sowohl im Profi- als auch im Amateurbereich. „Intrigenspiel“ ist die erste Inszenierung für die Kleine Bühne Landau.
Was fasziniert dich an diesem Stück?
Als ich Anfang 2008 gefragt wurde, ob ich für die Kleine Bühne ein Stück inszenieren wolle, war ich für diesen Vorschlag sehr zugänglich, weil ich vorher bereits mit verschiedenen Akteuren in diversen Projekten sehr gute Erfahrungen gesammelt hatte. Trotzdem hatte ich, ehrlich gesagt, die Befürchtung, es könne sich vielleicht um ein Boulevard- oder Kriminalstück handeln, beides nicht gerade meine Domäne. Aber dann wurde mir die, wie ich gestehen muss, bis dahin unbekannte Lästerschule von Sheridan vorgeschlagen.
Nach der ersten Lektüre war mir gleich klar, dass dies ein Stück ganz nach meinem Geschmack ist. Fast 250 Jahre alt besitzt es noch heute Gültigkeit, ja ist sogar topaktuell. Deshalb stehen in meiner Inszenierung historische Kostüme neben modernen Dingen wie Mobiltelefone oder ähnliches.
Intrige, Verschleierung, Machenschaften, diese Begriffe fielen auch im Zusammenhang mit der Bankenkrise und ließen mir das Stück zu mehr als einer Beziehungskomödie werden. Auf diesem Hintergrund habe ich dann den von Hildesheimer wunderbar übersetzten Text, verdichtet, um ein gutes Drittel gekürzt und versucht die Aktualität heraus zu arbeiten. Bemerkenswert ist, dass nicht alle Figuren schwarz/weiß erscheinen, sie sind uns auch in ihrer Verderbtheit manchmal näher als wir es gerne zulassen möchten. Alles in allem viel Inhalt und trotzdem oder vielleicht gerade deshalb eine wunderbare Komödie.
Wenn wir lachen, dann auch immer über uns selbst.
Wie erlebst du die Arbeit mit der Kleinen Bühne?
Es gibt ein sehr großes Vertrauen in meine Arbeit, das ist eine gute Ebene. Ich finde es immer bemerkenswert, wenn Menschen in ihrer Freizeit soviel Arbeit in ein Projekt stecken, nicht um zu träumen sondern um ihre Träume zu realisieren. Dieses Gefühl habe ich auch hier. Vor allem weil die Kleine Bühne wirklich aufwändige, zielgerichtete, anspruchsvolle künstlerische Arbeit einer einfach nur kommunikativen Freizeitbeschäftigung vorzieht, was ja auch legitim wäre. Da hat man es bei allen Beteiligten mit hoch motivierten Leuten zu tun, die sogar dazu bereit sind, sich für ihre ständige Theatermacherei verständlichen Ärger mit ihren Familien einzuhandeln. An dieser Stelle herzlichen Dank an alle Partnerinnen und Partner und alle Kinder.
Die Akteure und Aktricen verfügen über langjährige Erfahrungen. Alle sind begierig darauf, etwas Neues zu lernen, auch andere Wege zu gehen. Es ist erstaunlich, dass es da wirklich eine sehr große Bereitschaft gibt, sich auch nach dreißig Jahren auf etwas Anderes und Ungewohntes einzulassen. Jede und jeder ist bereit an seine Grenzen und darüber hinaus zu gehen.
Aber trotz die Belastung für viele sehr hoch war – in den vergangenen fünf Monaten Proben an nahezu jedem Wochenende, teilweise bis zu acht pausenlosen Stunden täglich – so hatten doch alle, ich eingeschlossen, auch immer viel Spaß an der Arbeit.
Was aber bei der Kleinen Bühne auch ganz fantastisch ist, das sind die vielen anderen ehrenamtlichen Mitwirkenden drum herum. Da gibt es meine aufmerksame Regieassistentin, die Frauen der Kostümgruppe, die viele Wochen, Tage und Stunden darauf verwendet haben, um die Kostüme anzufertigen. Da sind die Bühnenbauer, die sich ohne weiteres darauf eingelassen haben, mal einen ganz andern Raum zu gestalten als gewöhnlich. Da sind die Techniker, die alles ins rechte Licht rücken und da sind die Organisatoren, Programmheftmacherinnen und Strippenzieher. Bei diesem engagierten Team, das nicht Abend für Abend auf der Bühne Applaus erntet, möchte ich mich ganz besonders bedanken.
Chapeau!